Die Funktion des Faschismus im Klassenkampf
Die faschistische Ideologie, die vor allem aus Nationalismus und Antisemitismus besteht, ist eine Gegenideologie der besitzenden Klasse zur Ideologie der Arbeiterbewegung. Der Nationalismus zerstört das Klassenbewusstsein und schafft ein Gemeinschaftsgefühl zwischen Ausbeutern und Ausgebeuteten. Er ersetzt den Antagonismus Arbeiter-Kapitalist durch den Antagonismus Nation-Jude. Die Juden, die man „Blutsauer“, “Würger“ und „Parasiten“ nannte wurden als Volksfremde anstelle der Kapitalisten, für Armut, Ausbeutung und Kriege verantwortlich gemacht.
Die NSDAP die sich sozialistisch und Arbeiterpartei nannte, hatte die Funktion die faschistische Ideologie in die Arbeiterklasse zu tragen.
Zitate zum Beweis:
Der Vorsitzende der Vereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände und Lokomotivenfabrikant Ernst von Borsig, der die NSDAP schon seit 1922 finanzierte, schrieb am 12. März 1927 im Berliner Tageblatt:
Ich glaube in Hitler einen Mann gefunden zu haben, der „dazu beitragen könne, durch die von ihm ins Leben gerufene Bewegung die Kluft zwischen den verschiedenen Volksschichten, insbesondere durch Wiederbelebung der nationalen Gesinnung der Arbeiterschaft, zu überbrücken.“(1)
Der Generaldirektor und Mitglied des Präsidiums des Reichsverbandes der Deutschen Industrie(RDI) Albert Vögler in einer Rede auf einer Tagung des RDI im März 1924:
„In den kommenden schweren Zeiten müssen unsere Arbeiter und Angestellten fest zu ihren Betrieben halten. Sie müssen und werden zu der Überzeugung kommen, dass in der Privatwirtschaft auch für sie die ertragreichste Wirtschaftsform gebildet ist. Es muß unsere Aufgabe sein, die Arbeiterschaft wieder mit nationalen Geiste zu erfüllen. Die Auseinandersetzungen über Lohn- und Tariffragen werden bleiben. Aber sind sie beendet, dann wollen wir uns finden im gemeinsamen nationalen Denken.“(2)
Der Führer der NSDAP Adolf Hitler im Gespräch mit dem Fürsten Eulenburg-Hertefeld am 24. Januar 1931 über seine Aufgabe:
„Worauf kam es denn in erster Linie an? Auf das Sammeln der breiten Massen! Meine Hauptaufgabe war es, sie dem Marxismus zu entreißen, sie wieder nationalen Gedanken zugänglich zu machen. Ich bin in diese vom Marxismus verhetzten Schichten hineingestiegen und habe mit ihnen gerungen. Auf den Erfolg kam es mir an, nicht auf die Methode, die mir immer wieder von Gegnern, nicht zum wenigsten von Rechtsstehenden zum Vorwurf gemacht wird. Sollen doch die Herren, die meine Methode bekritteln, in die Industriezentren gehen und den durch den Marxismus rasend gemachten Massen auf ihre Methode beizukommen suchen!“(3)
1923 schrieben die Großindustriellen Albert Vögler (ab 1926 Generaldirektor des größten europäischen Stahlkonzerns Vereinigte Stahlwerke) und Fritz Springorum an den bayrischen Ministerpräsidenten Gustav Ritter von Kahr, wie Kahr in seinen Erinnerungen schreibt:
sie „stünden Hitler, der mit seiner Bewegung eine Bresche in die sozialdemokratische Arbeiterschaft geschlagen habe, sympathisch gegenüber, hätten ihn auch wiederholt geldlich unterstützt, aber er dürfe keine Dummheiten machen.“(4)
Auf die Frage nach dem Grund seiner Unterstützung für die NSDAP antwortete ein großer Industrieller dem Jungkonservativen Edgar Julius Jung:
„Weil Hitler der Einzige ist, der den deutschen Arbeiter übers Ohr haut.“(5)
Am 19. November 1932 erfolgte eine Eingabe von 20 Industriellen an Hindenburg mit der Aufforderung Hitler zum Reichskanzler zu ernennen. In der Eingabe hieß es:
„Wie erkennen in der nationalen Bewegung, die durch unser Volk geht, den verheißungsvollen Beginn einer Zeit, die durch Überwindung des Klassengegensatzes die unerlässliche Grundlage für einen Wiederaufstieg der deutschen Wirtschaft erst schafft.“(6)
Der Großherzog v. Mecklenburg-Schwerin schrieb im November 1932 an den Reichswehrminister Kurt v. Schleicher:
„eins ist sicher: Hitler hat das unwiederbringliche Verdienst, breite Schichten der Bevölkerung die sonst dem marxistischen oder kommunistischen Lager verfallen wären, in ein nationales Denken getrieben zu haben.“(7)
Ein anderer Großindustrieller der die NSDAP finanzierte, der größte Kohleindustrielle Emil Kirdorf schrieb 1937 über Hitler:
„Vor allem befreite er uns von dem mörderischen Klassenkampf. Der ganz große Gewinn im Innern ist in der Wiedererstehung und Wiedererstarkung der Volksgemeinschaft zu erblicken.“(8)
Auch die ausländische Bourgeoisie war vom deutschen Faschismus begeistert, so berichtet Hitlers Dolmetscher Paul Schmidt in seinen Erinnerungen vom Nürnberger Parteitag 1936:
„Für mich war der Aufenthalt in diesem Hotel besonders anstrengend, weil ich auf sehr viele Engländer und Franzosen stieß, die sich vor Begeisterung über Hitler kaum zu lassen wussten […] Was sollte ich z.B. jener französischen Adligen sagen, die in höchsten Tönen von Adolf Hitler und seiner braunen Gefolgschaft schwärmte, oder was sollte ich jenen Engländern antworten, die sich ganz offen einen Hitler wünschten, um ihre Arbeiter in England in Ordnung zu halten.“(9)
1943 notierte der Diplomat und Vorstandsmitglied des Mitteleuropäischen Wirtschaftstages Ulrich Hassell in seinem Tagebuch:
"Der Generaldirektor Loeser [Direktor bei Krupp], ein kluger klarblickender Mann, erzählte neulich bei Popitz, die führenden Leute, an der Spitze natürlich der servile Krupp- Bohlen und der kaltschnäutzig egoistische Zangen [Leiter der Reichsgruppe Industrie] ständen beide Hitler, weil sie glaubten, auf diese Weise gut zu verdienen und die Arbeiter an der Leine zu halten."(10)
Quellen:
(1) Henry Turner, Die Großunternehmer und der Aufstieg Hitlers, Berlin 1985, S. 70 f (2) Veröffentlichungen des Reichsverbandes der Deutschen Industrie, Heft 21, April 1924, S. 38 (3) Kurt Gossweiler, Aufsätze zum Faschismus, Berlin 1988, S. 248 f. (4) Georg Franz-Willing, Ursprung der Hitlerbewegung 1919-1922, Preußisch Oldendorf 1974, S. 288 (5) Joachim Petzold, Wegbereiter des deutschen Faschismus, Die Jungkonservativen in der Weimarer Republik, Köln 1983, S. 239 (6) Gossweiler, Aufsätze, S. 347 (7) Stephan Malinowski, Vom König zum Führer, Deutscher Adel und Nationalsozialismus, Frankfurt am Main 2004, S. 481 (8) Dieter Halfmann, Der Anteil der Industrie und Banken an der faschistischen Innenpolitik, Köln 1974, S. 18 (9) Paul Schmidt, Statist auf diplomatischer Bühne, Bonn 1949, S. 368 (10) Friedrich Gaertringen (Hrsg.), Die Hassell-Tagebücher 1938-1944, Aufzeichnungen vom Andern Deutschland, Berlin 1989, S. 351
_________________ "Die herrschenden Ideen einer Zeit waren stets nur die Ideen der herrschenden Klasse." - Karl Marx, Kommunistisches Manifest
Zuletzt geändert von Jens am Mi 4. Jun 2008, 11:06, insgesamt 1-mal geändert.
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