Sergej hat geschrieben:
Ich sage es mal so: was bringt es dir, wenn du dich überall und bei jedem als Kommunist outest? Gar nix! Prinzipienfest bedeutet nicht, dass man jedem und überall sagt du seist Kommunist. Prinzipienfest bedeutet, dass du dir der Sache selbst bewusst bist und bleibst. Was bringt es für mich, wenn ich mich als Kommunist oute, wo ich weiß, dass es mich den Job kostet? Sag mir das mal bitte? Du magst mich jetzt vielleicht für einen kleinbürgerlichen Karrieristen halten, aber das nehme ich in Kauf. Ich habe nicht umsonst Geld für mein Studium (übrigens studiere ich NICHT BWL nur zur Info - das ist für mich keine Studienrichtung^^) verschwendet, damit ich meinen Job und Hals riskiere und am Ende in der Gosse oder im Knast lande (vorausgesetzt es bestünde die Gefahr, was ich im Moment nicht weiß). Das heißt natürlich nicht, dass ich meine Meinung gänzlich verschweige oder mich gar anpasse. Man kann auch seine Meinung so kundtun, dass man nicht gleich als Kommunist erkannt wird und eventuell so eher Leute auf seine Seite ziehen. Kommunistische AgitProp besteht nicht daraus jeden Tag ein Che-Shirt zu tragen und jedem die Mao-Bibel vor das Gesicht zu halten (sowas könnte ich eventuell bei Minderjärigen verstehen), sondern die Leute zu überzeugen und ihr vertrauen zu gewinnen. Übrigens sammelst du auch sowas wie Betriebserfahrung (was gerade für Kommunisten doch wichtig ist), sammelst Informationen, lernst mit Menschen umzugehen und machst aus deinem Leben etwas. Da ich es nicht vor habe meine Jugend mit Lernen verschwendet zu haben und letzenendes doch nur Harz4 zu empfangen.
Ich kann diese Einstellung beim besten Willen nicht nachvollziehen. Wenn ich für mich selbst sage ich bin Kommunist, dann stehe ich dazu auch in der Öffentlichkeit, im Studium oder im Betrieb. Das bedeutet natürlich nicht, dass ich es jedem den ich sehe auf die Nase binde, sondern, dass ich im Gespräch zeige, dass ich Kommunist bin. Für mich hat das wenig mit Che-Shirts oder den Worten des großen Vorsitzenden zu tun. Ich frage mich wie du Menschen von etwas überzeugen willst, das du nicht vertritts. Sicher lernst du mit Menschen umzugehen, sammelst Betriebserfahrung usw. aber das tust du auch, wenn du als Kommunist auftritts. Deine Angst deine bürgerliche Existenz zu verlieren, im Knast zu landen oder ermordet zu werden (Diese Gefahren bestehen für Revolutionäre) kann ich nachvollziehen aber als Kommunist trifft man Entscheidungen, die bindend sind fürs Leben. Wenn dich deine Angst jetzt schon hindert offen deine Meinung kund zu tun, wie wird es erst wenns aufs ganze geht?
Dazu ein Gedicht von Erich Weinert:
Der AkademokratEr ist ein Kampfgeist mit der Wärmflasche;
Er hat die ganze Menschlichkeit im Bauch,
Die kleine Freiheit in der Westentasche
Und auch ein Volksgefühl zum Hausgebrauch.
Er spricht wie kolorierte Abendröte,
Olympisch wandelt er durch sein Gespräch.
Du kommst dir vor wie Eckermann bei Goethe,
Vor seinen Postulaten stehst du schräg.
Er balanciert Bejahung und Verneinung
Und gießt in alle Spalten der Idee
Den Zuckerguß der öffentlichen Meinung.
So tut er allen wohl und keinem weh.
Zwar hat er`s immer noch mit den Tyrannen
Und schmettert klassischen Zitatenschwur;
Denn seine Freiheit läßt er nicht entmannen;
Er bleibt Rebell (wenn auch zu Hause nur).
Mit Rücksicht auf die höh`ren Vorgesetzten
Jedoch gibt er sich öffentlich gedämpft.
Er braucht nun einmal das Gehalt am Letzten,
Weshalb er nur mit geistigen Waffen kämpft.
Er legt sich aus Räson aufs Halbubdhalbe
Und hat ein Bartgewächs wie Vater Jahn;
Und seine Seele ist wie graue Salbe,
Mit einem Tropfen Garibaldrian.
Ist er auch innen noch verburschenschaftlicht,
So ist er doch nach außen abgeklärt.
Er ist ein Kämpfer mit beschränkter Haftpflicht,
Der Revolutionär am eignen Herd.